Freitag, 1. Februar 2013

Der Nachweihnachtsengel



Vor ein paar Tagen erhielt ich eine Mail, über die ich mich sehr gefreut habe und hier nun auszugsweise ein paar Sätze daraus.



Am Samstagnachmittag haben wir unser Wohnzimmer von Adventsschmuck und Weihnachtsbaum befreit. Alle Dekosachen kamen wieder in die angestammten Kisten. Als Andrea (Name geändert) mir deinen selbst gebastelten Engel reichte, den du mir in die Klinik gebracht hast, habe ich zu ihr gesagt, den lassen wir stehen, damit er mich an den besonderen Advent im vergangenen Jahr und die damit verbundene schwere Zeit erinnert.
Engel für Kinder und Freunde im Oktober gebastelt
hier nun die Geschichte, die am Schluss in der Mail stand:
Als ich dieses Jahr meine Pyramide und die Krippe und die 32 Weihnachtsengel wieder einpackte, behielt ich den letzten in der Hand. „Du bleibst“, sagte ich, „Du kommst auf meinen Schreibtisch. Ich brauche ein bisschen Weihnachtsfreude für das ganze Jahr.“ „Da hast du aber Glück gehabt“, sagte er. „Wieso?“, fragte ich ihn. „Na, ich bin doch der einzige Engel, der reden kann.“ Stimmt! Jetzt erst fiel es mir ein. Ein Engel, der reden kann? Das gibt es ja gar nicht. In meiner ganzen Verwandtschaft und Bekanntschaft ist das noch nicht vorgekommen. Da hatte ich wirklich Glück gehabt.
„Wieso kannst du eigentlich reden? Das gibt es doch gar nicht. Du bist doch aus Holz!“ „Das ist so. Nur wenn jemand nach Weihnachten einen Engen zurückbehält, nicht aus Versehen oder weil er sich nichts dabei gedacht hat, sondern wegen der Weihnachtsfreude, wie bei dir, dann können wir reden. Aber es kommt ziemlich selten vor. Übrigens heiße ich Heinrich“. „Heinrich? Bist denn du ein Junge? Du hast doch ein Kleid an.“ Heinrich trägt nämlich ein langes rotes Gewand. „Das ist reine Modefrage. Hast du schon einmal einen Engel in Hosen gesehen? Na also.“
Seitdem steht Heinrich auf meinem Schreibtisch. In seinen Händen trägt er einen goldenen Papierkorb, oder vielmehr einen Müllkorb. Ich dachte erst, es sei nur ein Kerzenhalter, aber da hatte ich mich geirrt, wie ihr gleich sehen werdet.
Heinrich stand gewöhnlich still an seinem Platz, hinter der rechten Ecke meiner grünen Schreibunterlage (grün und rot passt so gut zusammen!) und direkt vor ein paar Büchern, zwei Bibeln, einem Gesangsbuch, einem Bändchen mit Gebeten und den Herrnhuter Losungen. Und wenn ich mich über irgendetwas ärgere, hält er mir seinen Müllkorb hin und sagt: „Wirf rein!“ Ich werfe meinen Ärger hinein – und weg ist er! Manchmal ist es ein kleiner Ärger, zum Beispiel wenn ich wieder meinen Kugelschreiber verlegt habe oder eine fremde Katze in unserer Gartenlaube vier Junge geworfen hat. Es kann aber auch ein großer Ärger sein oder eine große Not oder ein großer Schmerz, mit dem ich nicht fertig werde, zum Beispiel als kürzlich ein Vater und eine Mutter erfahren mussten, dass ihr fünfjähriges Mädchen an einer Krankheit leidet, die nie mehr zu heilen ist. Wie soll man da helfen! Wie soll man da trösten! Ich wusste es nicht. „Wirf rein!“, sagte Heinrich, und ich warf meinen Kummer in seinen Müllkorb.
Eines Tages fiel mir auf, dass Heinrichs Müllkorb immer gleich wieder leer war. „Wohin bringst du das alles?“ „In die Krippe“, sagte er. „ist denn so viel Platz in der kleinen Krippe?“ Heinrich lachte. „Pass auf! In der Krippe liegt ein Kind, das ist noch kleiner als die Krippe. Und sein Herz noch viel, viel kleiner.“ Er nahm seinen Kerzenhalter unter den linken Arm und zeigte mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand – wie klein! „Denn deinen Kummer lege ich in Wahrheit gar nicht in die Krippe, sondern in das Herz dieses Kindes. Verstehst du das?“ Ich dachte lange nach. „Das ist schwer zu verstehen. Und trotzdem freue ich mich. Komisch, was?“ Heinrich runzelt die Stirn. „Das ist gar nicht komisch, sondern die Weihnachtsfreude, verstanden?“ Auf einmal wollte ich Heinrich noch vieles fragen, aber er legte den Finger auf den Mund. „Pst!“, sagte er. „Nicht reden! Freuen!“
Behaltet doch mal einen Engel zurück, wegen der Weihnachtsfreude. Und spitzt die Ohren! Hört ihr’s? „Wirf rein!“
(von Dietrich Mendt)
Auch ich hab in unserer Wohnung einen zurückbehaltenen Engel, der mich immer daran erinnert: Da ist jemand, nämlich Gott, der mich kennt und trotzdem liebt und  mit dem ich Tag und Nacht so reden kann, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Ich brauch mich nicht zu fürchten. Engel dienen uns Menschen und kommen dort in Bewegung wo wir beten.
In der Bibel "Hoffnung für alle" steht unter anderem folgende Erklärung für Engel:
"Engel sind Wesen, die bei Gott leben und ihm dienen. Sie sind seine Boten und begleiten Menschen in Schwierigkeiten..."
"Fürchte dich nicht...". "Euch ist heute der Heiland geboren..." - Weihnachten ist doch noch gar nicht so lange her! 
Ich möchte diese Freude über diesen heruntergekommenen Gott in meinem Herzen bewahren. 
Gott schenkt uns die Erinnerung, damit wir auch im Winter Rosen haben! 
Gott sei Dank darf auch ein Engel, aus Holz,  uns im Alltag sichtbar als Gedächtnisstütze helfend rumstehen!
"Denn Gott hat seine Engel ausgesandt, damit sie dich schützen, wohin du auch gehst." Psalm 91 Vers 11

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