Gestern Abend war es endlich so weit und wir konnten ein Geschenk einlösen! Das Konzert "Klaviersdelikte" von Bodo Wartke.
Wenn er sich lang und
breit über die GEMA äußert, die manche als organisiertes Verbrechen bezeichnen.
Wartke nicht, er nennt sie „unorganisiertes Verbrechen“ und ärgert sich über
die Einteilung in ernste und unterhaltende Musik. Weil man nach Meinung der GEMA
bei ernster Musik keinen Spaß haben darf, tritt der Künstler den Gegenbeweis
an. Er zückt eine Mundharmonika und spielt die Arie des Vogelfängers aus
Mozarts „Zauberflöte“ im blue-grass-Stil. Zwischendurch singt er: „Wenn ich
einmal vom Leder zieh, dann stirbt das liebe Federvieh“, und „Der Rest der
Vogelsippe stirbt an der Vogelgrippe.“ Begeisterte Vogelfreunde hätten an
dieser Stelle den Saal verlassen, es waren aber keine da. Stattdessen tosender
Beifall für diesen Wartke alter Größe.
Neue, ganz leise Töne
schlägt er in „Christine“ an, einem herausragenden autobiographischen
Liebeslied. Es erzählt eine Geschichte, die sich vor über 30 Jahren zugetragen
hat: Wartke war drei Jahre alt, als seine Schwester im Säuglingsalter starb.
Verarbeitet hat er es immer noch nicht und die ewige Melancholie hängt ihm bis
heute nach. Atemlose Stille bei den fast 600 Zuschauern, vereinzelt fliegt ein
Schluchzen durch den Raum. In aller Ruhe kann der letzte Ton am Flügel
ausklingen, bevor sich lang anhaltender, aber gedämpfter Applaus Bahn bricht.
Dieser Abend ist große
Unterhaltung, auch weil Wartke seine Rolle als kalauernder Klavier-Komiker
bisweilen verlässt: Er ist reifer geworden, nachdenklicher und ab und an
sozialkritsch. Das generationenübergreifende Publikum vom Oberschüler bis zum
Silver Surfer bedankt sich mit stehenden Ovationen bei Bodo Wartke.
Hannelore Fastenrath