PS: Heute ist Valentinstag.
Nach alter kirchlicher Liturgie feiern wir am 14. Februar die Ankunft Jesu als himmlischem Bräutigam zur Himmlischen Hochzeit.
Wieder ein neuer Aspekt zum Thema Jesus vor der Tür...
Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. (Mt 25,40)
Was heisst das in letzter Konsequenz?
Konfrontiert mit Jesus...
Es ist lang nach Mitternacht in der Nacht von Donnerstag auf Freitag. Plötzlich klingelt es an der Haustür.
Grundsätzlich ist das nichts ungewöhnliches hier direkt an der Reeperbahn mit ihrem nächtlichen Betrieb, weshalb wir nächtliches Kingeln meist ignodieren. Aber dieses Mal ist es anders. Es klingelt länger, frecher und penetranter. Da ich eben einen Gast verabschiedet hatte, mit dem es etwas länger wurde, überlege ich, ob er etwas vergessen hat.
Schließlich gehe ich doch zum Türöffner und höre eine männliche Stimme: „Hier ist Markus*“, und ob hier die Jesus-Freaks wären. Knapp daneben, wir sind zwar auch Freaks, aber die von der Heilsarmee. Außerdem ist das hier eine private Klingel, nämlich die meines Zimmers. Kein Problem für Markus, er wolle nun eben mich besuchen, um “ein bisschen zu reden”. Oh je!
Eigentlich wollte ich ihm Anstand einpauken, war müde und schwer genervt. Aber was war jetzt mit „Was ihr diesen einer meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“?
Was macht man also, wenn Jesus nachts um 1:12 Uhr an der Haustür schellt?
Ich habe Jesus erstmal weg geschickt und ihn auf den nächsten Morgen um neun Uhr früh vertröstet. Ob Jesus dafür Verständnis hat?
Am nächsten Morgen um 8.27 Uhr wird die Hausglocke aufs Neue bearbeitet. Nett von Jesus, dass er mich rechtzeitig weckt, denke ich zuerst noch. Aber Markus klingelt gar nicht so Jesus-mäßig ununterbrochen von 8.27 Uhr bis 9.00 Uhr im Dauer-Sturm.
Bevor ich in die Dusche gehe, rufe ich heraus, dass wir doch erst um 9 Uhr verabredet wären.
Jesus schert das nicht, er klingelt gnadenlos weiter. Erst bei mir, dann bei allen meinen Nachbarn. Irgend ein genervt-gedankenloser Nachbar läßt ihn ins Treppenhaus und erweitert sein Betätigungsgebiet: Nun hämmert er in allen Stockwerken an die Tür und presst jeden Klingelknopf in die Wand, den er zu fassen bekommt.
So ein wütendes, unbekanntes Klingel-Ungeheuer im Treppenhaus ist unheimlich.
Deshalb lasse ich ihn nicht in meine Wohnung. Ich erwische Jesus im Aufzug, mit dem er bei seiner Klingeltour von einem Stock in den nächsten fährt: Ein junger Mann mit kurzgeschorenen Haaren, einer vollen Plastiktüte und einem kleinen, aber prall gefüllten Damenrucksack mit gerissenen Riemen. Er hat keine Einwände gegen einen Ortswechsel und so gebe ich in einer Bäckerei eine Runde Kaffee aus und Jesus entscheidet sich für ein Eierbrötchen.
Eine schwer schwankende, verwahrloste Frau ist mit von der Partie. Sie war wohl nicht mit ihm unterwegs, sondern nur zufällig an meiner Tür, was ich aber erst im Gespräch feststelle. Sie brabbelt vor sich hin, während sie mit einer Flasche "Küstennebel" gegen die Seelenpein ankämpft. Sie geht anschaffen und hat Schmerzen im Unterleib: „Als ich mit meinem Latein am Ende war, musste ich auf Französisch weiter machen...“ Oh Elend dieser Welt!
Markus kommt aus Zwickau, hat sein Zimmer verloren und ist vor seinen Problemen davongelaufen. Er lenkt das Gespräch immer wieder auf Gott und Satan, wobei ich nicht weiß, ob er das tut, weil ich von einer Kirche komme und deshalb auf diese Themen anspringe. Auf jeden Fall merke ich, auch bei der Frau: Wer am Abgrund lebt wie diese beiden, dem muss keiner erklären, was Sünde ist und was sie letztendlich bedeutet. Das ist anscheinend nur ein Problem unserer bürgerlichen Wohlstandsgemeinden.
Nach einer Stunde Kaffeetrinken mit abschließendem Gebet bringe ich ihn zum Obdachlosen-Cafe. Vorher schreibe ich ihm auf, ab wann diese Nacht bei uns im Heilsarmee-Haus Obdachlosen-Übernachtung möglich ist (er wird nicht kommen).
Kurz vor dem Obdachlosen-Cafe fängt Jesus an, über Reue und Buße zu sprechen. Er fragt mich nach meiner Erfahrung. Bevor er in der Tür verschwindet, sagt er noch: „Hey, Reue, das ist verdammt schwer.“
Kein Feedbackbogen
Bedankt hat sich Jesus nicht. Auch sonst stehe ich nach dieser Episode etwas ratlos da. Warum füllt Jesus keinen Feedback Bogen aus: "Bewertung der Begegnung von Matthias und Jesus in 10 Unterkategorien mit Noten von 1-10". Dann könnte ich das alles besser einordnen...
Stattdessen sitze ich hier und weiß nicht:
- Habe ich mich richtig verhalten?
- War das wirklich Jesus oder nur ein besoffener Schmarotzer? Oder beides gleichzeitig?
- Hätte ich nicht noch mehr tun können oder sollen?
- Was ist "angemessen", wenn es um Jesus, meinen Gott und König geht?
Jesus sagt in Matthäuas 25, dass er mich anhand dessen richten wird. Nicht, dass ich durchfallen könnte – Jesus hat schon für alle meine Fehler am Kreuz bezahlt. Aber ihm scheint dies wichtiger zu sein, als es mir meist ist...
Auch wenn bei Ihnen nachts keiner klingelt kennen sie solche Situationen bestimmt.
Was ist für uns als Jesus-Nachfolger zu tun?
Es bleibt das dicke Handbuch "Bibel". Und der Austausch mit anderen Christen. Lassen Sie uns weiterhin uns gegenseitig ermutigen, Jesus nachzufolgen...
als EMail erhalten von
Matthias Brender
Vorstand Christliche Impulse e. V. christliche Impulse newsletter
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