Donnerstag, 8. September 2011

Land of Thorns - Land der Dornen


Ein Dokumentarfilm


Die Filmemacher Steffen Keulig und Sacha Kagan haben mit der Unterstützung von ACTED einen exklusiven Dokumentarfilm produziert, welcher im Februar 2008 in Uganda und Kenia gedreht wurde.
Der Film wurde im Mai 2008 unter dem Titel: „Land of Thorns: struggling for survival in Karamoja“ (Land der Dornen: Kampf ums Überleben in Karamoja), produziert.



Ich habe diesen Film auf deutsch gesehen und er hat mich im Innersten berührt. 

Karamoja im Fokus


Karamoja ist eine semi-aride Region im Nordosten Ugandas und grenzt an Kenia und den den Sudan. Die Region zählt über eine Million Einwohner, darunter die halbnomadischen Stämme der Karimojong und Pokot. Während ihre traditionelle Lebensweise als Viehnomaden gefährded ist, sind beide Stämme auch wegen ihrer bewaffneten Viehraubzüge gefürchtet. Karamoja ist eine Region in der Krise, heimgesucht von Waffen (wie dem AK-47, auch bekannt als Kalaschnikow), Bevölkerungsexplosion, Klimawandel, Grenzkonflikten und schwierigen Entwicklungs- und Nachhaltigkeitsproblemen. Aber Karamoja ist mehr als nur ein Brennpunkt für eine wachsende Krise: in Karamoja entfalten sich die komplexen Themen Entwicklung und Nachhaltigkeit in all ihren Dimensionen: ökologisch, geschichtlich, kulturell, wirtschaftlich und politisch.




Halbnomadentum und seine Zukunft



Die halbnomadische Kultur ist seit Jahrhunderten im Nordosten Ugandas verbreitet. Der Lebensweise entsprechend wird das Land kollektiv genutzt. Heute gerät die traditionelle Kultur zunehmend unter den Einfluss moderner, marktwirtschaftlich orientierter Lebensstrukturen, nicht zuletzt auch durch die fortschreitende Globalisierung. Z. B. werden die Wanderrouten der Halbnomaden mit ihrem Vieh durch Privatisierungen von Kollektivland seitens der Regierung eingeschränkt, wodurch der Viehbestand verringert werden soll. Die ugandische Regierung versucht so außerdem, die Agrarwirtschaft auszudehnen und die Sesshaftwerdung voranzutreiben. Die Profitorientierung wird hier vor das traditionelle Verständnis von Viehbesitz gestellt: Vieh bedeutet Reichtum und soziale Anerkennung. Es sichert das Überleben.
Dieses Gewinnstreben auf Kosten der traditionellen Kultur ist ein Beispiel für die Fehleinschätzung der nomadischen Lebensweise seitens der Regierung, die sie nicht als Anpassung an die semi-aride Region, sondern als (selbst-) zerstörerische Form der Landnutzung sieht. Trotz verbesserten Zugangs zu medizinischer Versorgung und Ausbildungsmöglichkeiten, überwiegt folglich die wirtschaftliche und politische Ausgrenzung Karamojas.
Diese Konfrontation zieht Konflikte auch zwischen den Stämmen nach sich: so werden die Strukturen der Machtübergabe zwischen den Generationen gestört und es werden heute verstärkt automatische Waffen für den Status verheißenden Viehraub eingesetzt.
Diese insgesamt unsichere Lage in Karamoja und ein hoher Bevölkerungsanstieg führen zu zunehmender Landflucht und Städtewachstum. Vielfach mündet die Migration in Drogenkonsum, Alkoholismus, Prostitution und steigender Kriminalität in den urbanen Zentren. Die marktwirtschaftlich orientierte Lebensweise droht die halbnomadische Kultur und deren Werte zu verdrängen. Angesichts dieser Integrationsprobleme entstehen Abhängigkeiten von externer Unterstützung durch Nicht-Regierungsorganisationen.


Regionale Sicherheit und Waffenhandel



Der Besitz an Vieh hat in Karamoja einen hohen Stellenwert. Wer große Viehbestände hat, ist reich, kann sich eine Feier leisten, eine Frau ehelichen und seine Familie ernähren. Seit jeher war es Teil der Kultur der Viehnomaden Karamojas, von benachbarten Stämmen Vieh zu erbeuten, um die eigene Lebenssituation zu verbessern. Solche Viehraubzüge wurden traditionell mit Speeren oder Pfeil und Bogen durchgeführt und nur selten kam es dabei zu wirklich schwerwiegenden Folgen.
Allerdings wurden die herkömmlichen Waffen Mitte des 20. Jahrhunderts durch Gewehre ersetzt. Die Verfügbarkeit automatischer Waffen hat die traditionellen Praktiken tief greifend verändert. Derart bewaffnet wurden aus den eigentlich geplanten Diebstählen von Vieh schnell Blutbäder, denen ganze Familien zum Opfer fielen. Der seit den 1970er Jahren dramatisch gestiegene internationale Waffenhandel (insbesondere mit Kalaschnikows aus russischen Beständen) bedroht mittlerweile auch die Stabilität im südlichen Sudan und in Somalia.
Um der zunehmenden Brutalität in Karamoja selbst und der Destabilisierung über Ugandas Grenzen hinweg Einhalt zu gebieten, führte die Regierung Ugandas wiederholt Zwangsentwaffnungen durch. Diese führten allerdings zu offenen Konflikten zwischen der Regierung und den halbnomadischen Stämmen und konnten die Sicherheitslage in Karamoja bisher nicht wesentlich verbessern. Noch immer befinden sich tausende automatischer Waffen in der Region, die auch die Stabilität in Ostafrika gefährden könnten.



Der Einfluss des Klimawandels


Der globale Klimawandel stellt für die nomadischen Stämme Karamojas eine reale Bedrohung ihrer Lebensgrundlage dar. Die Regenzeit, in der allein Ackerbau möglich ist, wird von Jahr zu Jahr kürzer. Darüber hinaus fällt in manchen Jahren fast gar kein Regen. Die Menschen in Karamoja leiden zwar schon seit Jahrhunderten unter Dürren. Aber während sich früher extreme Trockenperioden nur etwa alle zehn Jahre ereigneten, bleibt mittlerweile alle zwei bis drei Jahre der Regen aus. 2006 und 2007 hielt die Trockenheit gar über zwei Jahre hinweg an. Als im Herbst letzten Jahres der lang ersehnte Regen endlich kam, waren seine Auswirkungen ebenso verheerend wie die vorangegangene Dürre. Der ausgedörrte Boden konnte den starken Regen nicht aufnehmen. Katastrophale Überschwemmungen zerstörten die letzten Äcker und Weiden. Mehr als 400.000 Menschen verloren ihre Behausungen in den Fluten. Für einen kurzen Augenblick rückte die vergessene Region im Nordosten Ugandas ins Blickfeld der internationalen Medien. „Der Klimawandel hat starke Auswirkungen hier – Karamoja befindet sich jetzt in einer Notsituation“, sagt Alix Lorinston vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen. Für Klimaexperten sind sowohl die zunehmenden Dürreperioden als auch der verheerende Starkregen direkte Folgen der global gestiegenen Temperaturen.

Traditionelle Kultur



Die lange Zeit der Isolation der Region Karamoja hat zum Erhalt traditioneller Kultur beigetragen. Die halbnomadischen Stämme blieben beispielsweise bislang von modernen Kulturpraktiken wie dem Tourismus unberührt. Das Leben der Karimojong steht unter dem Schutz ihres Gottes Akuju, den es nicht zu verärgern gilt. Nur ihm zu Ehren wird beispielsweise ein gesundes Rind geschlachtet. Die großen Rinderherden der Halbnomaden sind nicht nur Nahrungsquelle, sondern Währung, Lebensordnung und Statussymbol: Konsumiert wird nur das Blut und die Milch eines Rinds. Auch eine traditionelle Heirat ist ein Bündnis, wodurch Viehherden vergrößert und verändert werden.
Der Alltag der Halbnomaden spielt sich an zwei Siedlungsformen ab: Einerseits im Manyatta, einer auf Dauer angelegten Siedlung, in der Landwirtschaft betrieben wird. Andererseits lebt ein Teil der Gemeinschaft – vorwiegend Männer – im mobilen Kraal. Angepasst an die saisonalen Erfordernisse ziehen die Bewohner mit dem Vieh umher und errichten an geeigneten Tränk- und Weideplätzen ihre temporären Lagerstätten.
Auf dieser  Webseite finden ihr die neuesten Informationen zur Karamoja-Kampagne.


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