Freitag, 11. Juni 2010

Tod in Uganda


Tagebucheintrag vom 9. Juni
 
Das Fenster zum Nachbargrundstück
Seit zwei Tagen hörte Miriam in der Nacht lautes Stöhnen vom Nachbargrundstück. 
Heute Vormittag erfuhren wir, dass unser Nachbar in der vergangenen Nacht verstorben ist.
Sofort wurde die Arbeit in unserm Innenhof eingestellt, da sie die Ruhe gestört hätte.
 Entfernen des Putzes - die Wand wird mit Natursteinen versehen, damit die Wände nicht feucht und schmutzig werden durch den Regen.

Also wurde mit „leiser“ Arbeit weitergemacht: Hecke geschnitten, der Eingang zum Innenhof mit Putz versehen.

Als ich von meinem Spaziergang zum See zurückkam, wurde ich gefragt, ob ich mit Chandia zur Nachbarin gehen würde um unsere Anteilnahme zu bekunden. Natürlich hatte ich Fragen, wie z.B. „Wie verhalte ich mich als Weiße und Fremde?“  Sarah klärte mich auf und ich konnte ganz entspannt Chandia begleiten.

 Chandia hatte am Morgen schon Essen rübergebracht und nahm jetzt noch eine Tüte Salz (siehe Foto) mit und einen Umschlag mit Geld von uns allen.

Was ich dann erlebte hat mich total überrascht. Das ganze Dorf Bukaja war auf den Beinen zu diesem Haus. Es war für mich beeindruckend, wie viele Frauen und Männer auf diesem Grundstück schon versammelt waren. Chandia sprach mit der Witwe und erklärte mein Beisein, ja und dann saßen wir einfach über eine Stunde wortlos im Garten mit den vielen Menschen.
Der Verstorbene war ein angesehener und geachteter Mann im Dorf. Die ihn näher kannten, gingen in Gruppen zu ihm in den Raum, um sich von ihm zu verabschieden und verharrten stumm eine ganze Weile. Das änderte sich sobald seine Kinder eintrafen. Die Klagen und Schreie waren dann weithin zu hören. Je lauter geklagt wird von den Kindern, bezeugen sie dadurch, dass er ein guter Vater war. Wenn hingegen von Frau und Kindern keine Träne vergossen und nicht geklagt wird, zeigen sie dadurch, dass er kein guter Mann und Vater war.

Das Ganze dauerte die ganze Nacht hindurch bis zum nächsten Vormittag. Um 9 Uhr hörte das Klagen auf. Kurz danach war die Beerdigung im Dorf. 

Hier kann man sich auf dem Grundstück beerdigen lassen, wenn es Eigentum ist.

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