Sonntag, 14. November 2010

GESCHICHTE EINER PALME

Am Rande einer Oase steht eine kleine junge Palme. Sie ist so zart, fröhlich und liebreizend, dass ein jeder der vorbeikam stehen blieb und sie mit Freude betrachtete.
Eines Tages kam ein böser Mann vorbei, der hegte gegen alles Schöne und Gute einen tiefen Groll. Er sah die Palme an und er ärgerte sich so ob ihrer Lieblichkeit, dass er ihr einen schweren Stein in die Krone legte. Denn das Leben ist nicht gut und der Stein würde wohl die Fröhlichkeit und Lieblichkeit zerstören und die Palme zu einem kümmerlichen Dasein zwingen. Das sei die Realität des Lebens, so meinte er.
Die Palme war schockiert über soviel Hass, Neid und Bosheit und der Druck des Steines tat ihr sehr weh. Beinahe wäre sie zugrunde gegangen. Da spürte sie in der Tiefe das Wasser, das ihren heißen Schmerz etwas kühlte und die Sonne trocknete ihre Tränen der Traurigkeit und Einsamkeit.
Doch es kamen Zeiten, wo es wenig Wasser und Sonne gab. So nach dem Sprichwort: „Zum Leben zuwenig und zum Sterben zuviel“.
So dachte die Palme sehr viel über das Leben nach, über den Sinn des Lebens, über die Not(wendigkeit) des Schmerzes und des Leidens. Gar oft verzweifelte sie und wünschte sich den Tod. Doch in den tiefsten dunkelsten Nächten dachte sie an die Kraft der Sonne und an das lebendige Wasser und die Hoffnung stärkte ihr Herz.
Die Jahre vergingen und aus der zarten Palme, die die Herausforderung mit dem Stein zu leben annahm, wurde die größte, stärkste und schönste Palme der ganzen Oase. Wiederum bleiben die vorbeikommenden stehen, freuen und stärken sich an ihr.
Die Früchte, die durch Not und Schmerz und Leid und Kampf und Hingabe gewachsen sind, zeigte sie der Sonne. Die Sonne mit ihrer Liebe und Wärme und Helligkeit und Kraft berührte sie und wandelte die harten, unreifen Früchte zu reifen, guten Früchten um. Diese Früchte schenkt die Palme allen, die sie brauchen.
Nach 30 Jahren kam nun der böse Mann wieder vorbei. Er blieb erstaunt und kopfschüttelnd vor der Palme stehen. Die Palme neigte ihr Haupt und sprach: „Ich danke dir, dass du mir diesen schweren Stein in die Krone gelegt hast. Ohne ihn wäre ich nicht zu dem geworden, was ich heute bin“.

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