Dokument eines alltäglichen Sterbens
Es gibt Filme, die man nie wieder vergisst. Christa Grafs eindrucksvolle Dokumentation Memory Books – Damit du mich nie vergisst zählt ganz sicher zu diesen besonderen Filmerlebnissen. Der Film erzählt von einem berührenden Projekt, das in Uganda ins Leben gerufen wurde – den so genannten Memory Books, in den AIDS-infizierte Eltern angesichts des sicheren Todes ein Erinnerungsbuch für ihre Kinder schreiben, um diesen wenigstens etwas zu hinterlassen. Rund zwei Millionen AIDS-Waisen gibt es in dem ostafrikanischen Staat und Experten schätzen, dass trotz intensivster Bemühungen rund 35 % der Bevölkerung mit dem HIV-Virus infiziert sind. Nach dem Tod der Eltern sind die Kinder sich selbst überlassen, in keinem anderen afrikanischen Land gibt es so viele Kinderhaushalte, in denen die Kleinen auf sich allein gestellt sind. In wenigen Jahren, so die Schätzungen weiter, werden 10 Mio. Kinder betroffen sein.
Die Erinnerungsbücher, die zumeist von den Müttern verfasst werden enthalten in mannigfacher Form Geschichten, Märchen oder Lieder, sie vermitteln Werte und Traditionen , beinhalten die Familiengeschichte und Kindheitserinnerungen sowie die Zukunftswünsche der Eltern und sind wertvolle Dokumente gegen das Vergessen in einem Land, das vom Tod geprägt ist. „Diese Erinnerungsbücher, diese kleinen Hefte mit eingeklebten Bildern und Texten, von Menschen geschrieben, die kaum das Alphabet beherrschen, könnten sich in vielerlei Hinsicht als die wichtigsten Dokumente unserer Zeit erweisen“, schreibt der Schriftsteller Henning Mankell, der als intimer Kenner Afrikas gilt und sich auch in manchen seiner Bücher mit seiner zweiten Heimat auseinander setzt. Initiiert wurde das Projekt von der Initiative NACWOLA ("National Community of Women Living with Aids"), die 1992 in Uganda gegründet wurde, um Familien mit AIDS zu unterstützen und verwaisten Kindern dabei zu helfen, mit den Folgen des Verlustes der Eltern klar zu kommen.
Der Film begleitet vier Familien – teils leben die Mütter noch, teils sind sie schon gestorben – , er zeigt das Entstehen der Bücher, die Gedanken, die die Mütter bewegen, die Trauer der Kinder und was sie an den Büchern haben. Christa Graf spürt den Schicksalen nach, benennt Gründe für die hohe Infektionsrate wie etwa die Scham der infizierten Männer, die ihren eigenen Ehefrauen nicht sagen, dass sie sich angesteckt haben. Oder die Prostitution, die in dem bitterarmen Land für viele junge Frauen als einziger Ausweg angesehen wird, um sich und ihre Angehörigen durchzubringen. Vor allem aber schafft der Film ein Bewusstsein für die persönlichen Schicksale der Betroffenen, das berührt und zu Herzen geht.
Die Filmemacherin Christa Graf interessiert sich bei ihrer Arbeit immer wieder besonders für den afrikanischen Kontinent und dessen vielfältige Probleme: Im Jahre 2004 realisierte sie mit Ruanda – Zurück ins Leben für ARTE eine Dokumentation über das Leben nach dem Trauma des Genozids in dem afrikanischen Land, drei Jahre zuvor machte sie sich auf die Spuren von Daphne Sheldrick, die eine Aufzuchtstation für verwaiste Elefantenbabys in Kenia gründete und die als „Mutter der Elefanten“ verehrt wird.
Mit ihrem neuen Film ist Christa Graf ein bewegendes Werk gelungen, das verdeutlicht, welche menschliche Tragödie sich in Ostafrika unter den Augen der Weltöffentlichkeit abspielt und wie die Ugander einen Weg gefunden haben, um mit dem alltäglichen Sterben umzugehen. Bemerkenswert ist dabei vor allem, dass es der Filmemacherin gelingt, die Balance zwischen Trauer und Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu halten, so dass der Film nicht nur traurig und betroffen macht, sondern auch als Aufforderung dazu verstanden werden muss, einen Beitrag zur Linderung der unglaublichen Not zu leisten.
Die Erinnerungsbücher, die zumeist von den Müttern verfasst werden enthalten in mannigfacher Form Geschichten, Märchen oder Lieder, sie vermitteln Werte und Traditionen , beinhalten die Familiengeschichte und Kindheitserinnerungen sowie die Zukunftswünsche der Eltern und sind wertvolle Dokumente gegen das Vergessen in einem Land, das vom Tod geprägt ist. „Diese Erinnerungsbücher, diese kleinen Hefte mit eingeklebten Bildern und Texten, von Menschen geschrieben, die kaum das Alphabet beherrschen, könnten sich in vielerlei Hinsicht als die wichtigsten Dokumente unserer Zeit erweisen“, schreibt der Schriftsteller Henning Mankell, der als intimer Kenner Afrikas gilt und sich auch in manchen seiner Bücher mit seiner zweiten Heimat auseinander setzt. Initiiert wurde das Projekt von der Initiative NACWOLA ("National Community of Women Living with Aids"), die 1992 in Uganda gegründet wurde, um Familien mit AIDS zu unterstützen und verwaisten Kindern dabei zu helfen, mit den Folgen des Verlustes der Eltern klar zu kommen.
Der Film begleitet vier Familien – teils leben die Mütter noch, teils sind sie schon gestorben – , er zeigt das Entstehen der Bücher, die Gedanken, die die Mütter bewegen, die Trauer der Kinder und was sie an den Büchern haben. Christa Graf spürt den Schicksalen nach, benennt Gründe für die hohe Infektionsrate wie etwa die Scham der infizierten Männer, die ihren eigenen Ehefrauen nicht sagen, dass sie sich angesteckt haben. Oder die Prostitution, die in dem bitterarmen Land für viele junge Frauen als einziger Ausweg angesehen wird, um sich und ihre Angehörigen durchzubringen. Vor allem aber schafft der Film ein Bewusstsein für die persönlichen Schicksale der Betroffenen, das berührt und zu Herzen geht.
Die Filmemacherin Christa Graf interessiert sich bei ihrer Arbeit immer wieder besonders für den afrikanischen Kontinent und dessen vielfältige Probleme: Im Jahre 2004 realisierte sie mit Ruanda – Zurück ins Leben für ARTE eine Dokumentation über das Leben nach dem Trauma des Genozids in dem afrikanischen Land, drei Jahre zuvor machte sie sich auf die Spuren von Daphne Sheldrick, die eine Aufzuchtstation für verwaiste Elefantenbabys in Kenia gründete und die als „Mutter der Elefanten“ verehrt wird.
Mit ihrem neuen Film ist Christa Graf ein bewegendes Werk gelungen, das verdeutlicht, welche menschliche Tragödie sich in Ostafrika unter den Augen der Weltöffentlichkeit abspielt und wie die Ugander einen Weg gefunden haben, um mit dem alltäglichen Sterben umzugehen. Bemerkenswert ist dabei vor allem, dass es der Filmemacherin gelingt, die Balance zwischen Trauer und Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu halten, so dass der Film nicht nur traurig und betroffen macht, sondern auch als Aufforderung dazu verstanden werden muss, einen Beitrag zur Linderung der unglaublichen Not zu leisten.
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