Sonntag, 4. Juli 2010

Uganda und seine Geschichte

Die Gegensätze zwischen den verschiedenen ugandischen Völkern spiegelt die Vielfalt der ugandischen Kultur, Tradition und des ugandischen Lebensstils wider. Uganda entstand aus der Vereinigung vieler Völker mit ihrer eigenen Tradition. Es gibt vier Hauptgruppen der Wandervölker: die Bantu, Hamiten, Negro-Hamiten und die sudanesischen Niloten.Die fortwährenden Tragödien, die Uganda seit der Unabhängigkeit erfahren musste, standen immer im Mittelpunkt des westlichen Medieninteresses, und aus diesem Grund erachten die meisten Menschen Uganda noch immer als einen sehr vergänglichen Ort, den es zu vermeiden gilt. Der Grossteil des Landes ist aber seit einigen Jahren stabil, und die Wandlung des Landes ist als höchst erstaunlich anzusehen. Kampala ist nunmehr die moderne und geschäftige Hauptstadt eines neuen Ugandas, wobei das Land zu den am schnellsten wachsenden Wirtschaftsgrössen Afrikas gehört.

Die wunderschönen Berge, die Trekking-Möglichkeiten sowie die Berggorillas stellen für viele Touristen in Uganda einen interessanten Anziehungspunkt dar. Vor der Unabhängigkeit war Uganda ein wohlhabendes und kohäsives (zusammenhaltendes) Land. Aufgrund seiner enormen Schönheit bezeichnete Winston Churchill es als "die Perle Afrikas".

Geschichte
Die Archäologie beweist uns, dass die vorgeschichtlichen Menschen in jenem Teil der Erde lebten, der das heutige Uganda umfasst (Homo erectus), und viele Ausgrabungsstätten zeigen eine Jahrhunderte lange Besiedelung. Eine der jüngsten Ausgrabungsstätten befindet sich in Kiboro, nahe dem Albertsee, wo sich Spuren eines Tausende Jahre zurückliegenden Dorflebens finden lassen. Etwa um 1100 vor Christus wanderten Bantu sprechende Völker in das Gebiet des heutigen Ugandas ein, und bis zum 14. Jahrhundert waren sie in verschiedenen unabhängigen Königreichen organisiert.
Im 14. Jahrhundert wurden in Uganda Königreiche errichtet. Zu diesen gehörten die Königreiche Buganda, Bunyoro, Batooro, Ankole (Nkole) und der Busoga Staat. Während der folgenden Jahrhunderte etablierte das Volk der Baganda seine Vorherrschaft. Die Stämme hatten genügend Zeit, um ihre Hierarchien auszuarbeiten, da bis zum 19. Jahrhundert nur wenige Einflüsse von aussen in das Land gelangten. Trotz der Fruchtbarkeit des Landes und seiner Fähigkeit der Produktion von Ernteüberschüssen gab es beinahe überhaupt keine Handelsbeziehungen mit der ostafrikanischen Küste. Die ersten Kontakte wurden durch arabische Händler und europäische Entdecker in der Mitte des 19. Jahrhunderts hergestellt, wobei die letzteren auf der Suche nach Elfenbein und Sklaven in das Land kamen.

Arabische Händler erreichten das Innere Ugandas zum ersten Mal in den 1830ern; dort fanden sie einige afrikanische Königreiche mit gut entwickelten politischen Institutionen vor, die bereits einige hundert Jahre alt waren. Den Händlern folgten in den 1860ern die britischen Forscher, die auf der Suche nach dem Ursprung des Nils waren. Protestantische Missionare kamen 1877 ins Land, gefolgt von den katholischen Missionaren im darauffolgenden Jahr.

Nachdem mit dem Vertrag von Berlin im Jahre 1884 die verschiedenen Einflussgebiete der europäischen Staaten in Afrika definiert worden waren, wurden Uganda, Kenia und die Inseln Sansibar und Pemba britische Protektorate. Die Kolonialverwaltung führte Kaffee und Baumwolle als für den Verkauf bestimmten Anbau ein und etablierte eine Politik der indirekten Regierung, wodurch den traditionellen Königreichen eine gewisse Autonomie gewährt wurde, wobei aber die Rekrutierung des Baganda-Stammes für den Verwaltungsdienst bevorzugt wurde. Einige tausend Baganda-Führer erhielten von den Briten riesige Ländereien, wodurch sie ihren Reichtum begründeten. Andere Stammesmitglieder, die in der Kolonialverwaltung oder im von den Baganda dominierten Wirtschaftszweig keine Arbeit finden konnten, waren gezwungen, andere Wege zu finden, um Einfluss und Macht zu erwerben. So waren etwa die Acholi und Langi im Militär vorherrschend. Auf diese Art und Weise wurde die Saat für die Konflikte zwischen den Stämmen gelegt, die Uganda nach der Unabhängigkeit entzweien sollten.

Mitte der 1950er gelang es einem Langi-Schullehrer, Dr Milton Obote, eine lose Koalition zu gründen, die Uganda 1962 die Unabhängigkeit bescherte, wobei das Versprechen gegeben wurde, dass das Volk der Baganda Autonomie erhält. Für Uganda war dieser Zeitpunkt nicht unbedingt der beste, um die neu gewonnene Unabhängigkeit unter Kontrolle zu bringen. Im benachbarten Südsudan, im Kongo und in Ruanda herrschten Bürgerkriege, und viele Flüchtlinge strömten ins Land. Sehr schnell wurde auch offensichtlich, dass Obote nicht die Absicht hatte, seine Macht mit dem Kabaka (dem Buganda-König) zu teilen. Obote handelte schnell, er liess einige seiner Kabinettmitglieder verhaften und befahl seinem Armeeführer Idi Amin, den Königspalast zu stürmen. Obote wurde Präsident, die Buganda-Monarchie abgeschafft, und Idi Amin war der aufstrebende neue Stern am Himmel.

Alle politische Aktivitäten kamen rasch zum Stillstand, und die Armee war befugt, jeden sofort zu erschiessen, der nur unter dem Verdacht stand, dem Regime kritisch gegenüber zu stehen. Während der nächsten acht Jahre verloren etwa 300.000 Ugander ihr Leben, viele davon in oftmals abscheulicher Weise. Die Gruppe, die am meisten im Ziel der Verfolgung durch Amin stand, waren die Stammesangehörigen der Acholi und Langi, die Intellektuellen und die 70.000 Menschen umfassende asiatische Gemeinschaft. 1972 blieben den Asiaten, von welchen viele bereits 1912 aus anderen britischen Kolonien eingewandert waren, um in den ugandischen Plantagen zu arbeiten, 90 Tage, um das Land zu verlassen, wobei sie nur mitnehmen konnten, was sie am Leibe trugen.

In der Zwischenzeit brach die Wirtschaft zusammen, die Infrastruktur zerfiel, die Vielfalt an wildlebenden Tieren wurde von Soldaten auf der Suche nach Fleisch, Elfenbein und Häuten mit Maschinenpistolen ermordert, und die Tourismusindustrie löste sich in Asche und Rauch auf. Der Flüchtlingsstrom über die Grenze nahm flutartige Ausmasse an. Die Inflation erreichte 1000 %, und am Ende waren die Kassen der Schatzkammer so leer, dass die Soldaten nicht mehr bezahlt werden konnten. Angesichts einer rastlosen Armee, die durch Kämpfe zwischen den Stämmen aufgerieben wurde, sah sich Amin gezwungen, eine Entscheidung zu treffen. Törichterweise entschied er sich für einen Krieg mit Tansania. Die Armee Tansanias überrannte die ugandische Armee und stiess bis ins Herz Ugandas vor. Amin floh nach Libyen. Die etwa 12.000 Soldaten aus Tansania, die in Uganda verblieben, um vorgeblich den Wiederaufbau des Landes zu unterstützen und Ordnung und Recht zu erhalten, richteten sich gegen die Bevölkerung Ugandas.

1980 wurde die Regierung von einer Militärkommission übernommen, die für die Präsidentenwahlen in Uganda einen Zeitpunkt später im Jahr festlegte. Obote kehrte aus dem Exil in Tansania zurück und wurde in vielen Teilen des Landes enthusiastisch willkommen geheissen; in einer ganz offenkundig manipulierten Wahl fuhr er einen Sieg ein. Wie Amin bevorzugte auch Obote gewisse Stämme. Viele Beamte und höhere Führungskräfte des Militärs und der Polizei, die Angehörige südlicher Stämme waren, wurden durch Anhänger Obotes, die zu den nördlichen Stämmen gehörten, ersetzt, und die Gefängnisse begannen sich erneut zu füllen. Berichte über Gräueltaten sickerten ins Ausland durch, und es wurden einige Massengräber entdeckt. In der Mitte des Jahres 1985 wurde Obote in einem von Tito Okello angeführten Militärputsch gestürzt.

Kurz nachdem Obote 1980 Präsident geworden war, bildete sich eine Guerrillaarmee, die gegen seine auf Stämmen basierende Regierung gerichtet war. Diese Armee wurde von Yoweri Museveni angeführt, der während Amins Regentschaft in Tansania im Exil gelebt hatte. Aus einer Gruppe von 27 wuchs eine Guerrillaeinheit von etwa 20.000 Mitglieder heran, viele von ihnen Waisenkinder. Zu Beginn gab man den Guerillas, die als National Resistance Army (NRA) bekannt waren, nicht viele Chancen, aber zu dem Zeitpunkt, zu welchem Obote vertrieben worden war und Okello die Macht übernommen hatte, kontrollierte die NRA einen grossen Teil Westugandas. Zwischen der NRA und den Regierungstruppen Okellos kam es zu intensiven Kampfhandlungen, und bereits im Jannuar 1986 wurde klar, dass Okellos Tage an der Macht gezählt waren. Die NRA startete eine kompromisslose Offensive und nahm die Hauptstadt ein,
Trotz Musevenis marxistischer Tendenzen erwies er sich als pragmatischer Führer, der einige Erzkonservative in sein Kabinett ernannte und Bemühungen dahingehend unternahm, den Einfluss der katholischen Gemeinschaft im Land sicherzustellen. Die Monarchie wurde schliesslich 1993 wiedereingesetzt, wobei der Sohn Mutesas II, Ronald Muwenda Mutebi II, als Kabaka inthronisiert wurde. Buganda ist nunmehr eine konstitutionelle Monarchie, mit einem Lukiiko genannten Parlament, das seinen Sitz in mit Bulange bezeichneten Parlamentsgebäuden einnimmt. Das Lukiiko besitzt einen Oberfeldweibel, einen Sprecher und provisiorische Sitze für die königliche Familie, 18 Bezirksoberhäupter, Kabinettminister, 52 Clanführer, geladene Gäste und eine Gallerie. Der Kabaka nimmt nur an zwei Sitzungen im Jahr teil: das erste Mal, wenn er die erste Sitzung im Jahr eröffnet, und das zweite Mal, wenn er die letzte Sitzung des Jahres beendet.

In der Zwischenzeit kehrten beinahe 300.000 ugandische Flüchtlinge aus dem Sudan zurück. Die Wirtschaft erholte sich, und auch Hilfsleistungen und Investitionen kehrten wieder ins Land zurück. Museveni gewann die Wahlen in den Jahren 1994, 1996, 2001 und 2006.

Die Wahlen 1996 wurden als Ugandas ersten Schritt in Richtung Rehabilitation gesehen, und das Land wurde durch einen Besuch des US-Präsidentens Bill Clinton im Jahre 1998 "belohnt", obwohl die Einhaltung der Menschenrechte noch internationaler Kritik ausgesetzt war. Im August 1999 unterzeichnete Uganda das Kongo-Friedensabkommen.

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